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Serie: Variationen über ein Thema
Variation_75_Gewebe1

Variation Nr. 76:
Gewebe 1,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2014

Thema
Thema
Die 1999 begonnene Serie "Variationen über ein Thema" umfasst bereits über 70 Variationen (einige davon in mehreren Fassungen). Sie entstand ursprünglich aus der Beschäftigung mit Stickmustern und Rätselheften, wurde aber zunehmend zu einem Ausdrucksfeld, auf dem ich verschiedenste visuelle, wissenschaftliche und musikalische Eindrücke verarbeitete. Zu Beginn waren auch einige der Variationen als Stickereien ausgeführt und das Format war uneinheitlich. Seit 2002 sind nahezu alle Arbeiten dieser Serie 75x125cm groß und mit Acryl- und Ölfarben auf Leinwand gemalt.

Variation57_dePalacios
Variation Nr. 57:
Hommage an de Palacios, Melone und Krüge,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2010

Bei dem Gemälde „Stillleben mit Brot“ (1648) von Francisco de Palacios, ausgestellt in „Augenschmaus, vom Essen im Stillleben“ (Bank Austria Kunstforum, 2010), faszinierten mich vor allem die roten Krüge und die Reflexionen in der Silberkanne. Die Dellen und die Öffnung des rechten roten Kruges korrespondieren mit der Vierteilung des Quadrats in meinem „Thema“. Auch einige auf de Palacios Bild dargestellte Süßigkeiten und eine Melone finden sich abstrahiert in der Variation Nr. 57 wieder.

Variation_75_Gracias a la vida
Variation Nr. 75:
Gracias a la vida, 1.Strophe,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2012

Violeta Parras Komposition "Gracias a la vida" mit ihrem berührenden und tiefsinnigen Text ist Ausgangspunkt dieser Variation. In der ersten Strophe weist sie mit Hilfe von Metaphern auf das wunderbare Geschenk des Sehsinns hin.
In meiner Interpretation stelle ich das Sehen mit fast ganz geschlossenen Augenlidern dar, es erscheinen Nachbilder, ein diffuser Lichtstrahl bahnt sich den Weg wie durch einen Lidspalt, längliche Cluster sollen eine Anspielung an die Netzhaut und die Grundlagen der Entwicklung des Lebens sein. Zu letzterem hat mich ein Gastvortrag auf der Universität für angewandte Kunst von Tom Battin ("The Structural Beauty of Biofilms - and Implication"), inspiriert.

Variation_61_Hommage_an_Niki_de_Saint_Phalle
Variation Nr. 61:
Hommage an Niki de Saint Phalle,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2011

Eine Freundin hatte mir aus Indien verschiedentlich gemusterte Stoffreste aus einer Schneiderwerkstatt mitgebracht. Diese Motive übernahm ich und malte sie mit Hilfe von tausenden kleinen Punkten auf dieses Bild. Die einzelnen Farbflächen sind, in Anlehnung an die mit Stoffstückchen beklebten Nanas von Niki de Saint Phalle, collageartig angeordnet.

Variation58_Modersohn
Variation Nr. 58:
Hommage an Modersohn-Becker,
Stillleben mit Milchsatte, 2. Fassung,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2010

Viele Werke in der Ausstellung „Augenschmaus, vom Essen im Stillleben“ (Bank Austria Kunstforum, 2010) haben einen großen Eindruck bei mir hinterlassen und einige haben mich zu Bildern der Serie "Variationen über ein Thema" inspiriert. Darunter war auch Paula Modersohn-Beckers "Stillleben mit Milchsatte" von 1905, bei dem mir die wiederkehrende elliptische Form der Gegenstände auffiel. Dem darunter liegenden Tischtuch entspricht das Flechtwerkmotiv der Variation Nr. 58.

Variation_41 Innana und Dumuzi

Variation Nr. 41:
Inanna u. Dumuzi feiern die Heilige Hochzeit,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2005

In dem sumerischen Mythos muss die Göttin Inanna in die Unterwelt gehen, dabei all ihre Isignien der Macht abgeben und wird dort von ihrer Schattenschwester Ereshkigal verschlungen. Nachdem sie von zwei Wesen (Galaturra und Kurgarra) wiederbelebt wurde, gelangt sie zurück zur Oberwelt, besitzt von nun an aber den Blick des Todes. Dieser Mythos hat mich zu mehreren Variationen inspiriert. In "Inanna und Dumuzi feiern die Heilige Hochzeit" ist eine Szene vor den Ereignissen in der Unterwelt in abstrakter Form dargestellt. Das Bild besteht aus einer Ebene, in der „pixelartig“ das „Thema“ vierfach ineinander verflochten ist. Darunter liegt eine andere Ebene, auf der in gestischer Malweise die Farben Grün und Rot miteinander kombiniert sind. Dabei habe ich ein früheres Motiv aus dem Jahr 2002 wiederaufgenommen.
unten: Variation Nr. 20,
Petit Point, Wolle auf Stramin

Variation20

Variation_64 Berberinnen

Variation Nr. 64:
Berberinnen, 2. Fassung,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2011

In der Galerie Menzel für Teppiche & Textilien nordafrikanischer Stammesgruppen (Wien) bewundere ich immer wieder die Schönheit der angebotenen Objekte.
Die Farben Indigo und Krapplack bestimmen die Variation Nr. 64 und die Ornamente am oberen Rand sind von einem etwa 60 Jahre alten nordafrikanischen Kopf- und Schultertuch übernommen.

Variation64_Detail

Variation_72 Gelb Grün Blau
Variation Nr. 72:
Nickeltitangelb, Zinnobergrün hell extra, Oudt Hollands Violett-Grau,
Acryl und Öl auf Leinwand, 75x125cm, 2011

Um die drei im Titel genannten Farben (Nickeltitangelb, Zinnobergrün hell extra, Oudt Hollands Violett-Grau) in einem Bild zu vereinen, erstellte ich einen Strichcode, der die Buchstaben des Alphabets verschlüsselt (z.B: A = Gelb, Blau, Grün; B = Gelb, Gelb, Gelb).

Ich bat die Lyrikerin Ute Eisinger um einen Text zu den Zahlen 1, 2, 3 und den drei Farben:

"1 - Punkt oder einsamer Kreis, polentamehlfahler Strampelanzug
2 - Parallelen oder Einander-zu-Schlingen, leicht staubig Maisblatt
3 - eine quicklebendige Clique, Hundsveilchentupfen im Frühlingswald"

Weiters verlängerte ich den Text beinahe ins Unendliche, indem ich mit Hilfe der drei Textzeilen ebenfalls das Alphabet verschlüsselte (A = 1. Zeile, 3. Zeile, 2. Zeile; B = 1. Zeile, 1. Zeile, 1. Zeile) und mit der sich daraus ergebenden Zeilenabfolge ebenfalls Eisingers Text chiffrierte.

Als das Bild fertig gemalt war, verfasste Ute Eisinger noch ein Gedicht dazu:

Ins Auge
springt immer erst der eigene Name
im sperrig-wirren Zeichenwald.
Seinen Hexenfinger weist das Bild
zu sich gekrümmt auf dich,
aus einer ganzen Klasse
stehend oder liegender Staketen
ein Exemplar an die Tafel geholt:
Vor allen du schreibe richtig!